Ich rede immer gerne davon, dass Lernen gerade in den frühen Entwicklungsphasen Spaß machen soll. Aber wie sollst du das umsetzen?
Nun, dann erinnere dich doch bitte mal an deine Schulzeit. Gab es Fächer, die du einfach nur toll fandest, weil die Lehrkraft so klasse war? Oder anders herum: Hat es jemand geschafft dir ein Fach, das du eigentlich toll findest, madig zu machen? Und das einfach nur, weil die Person ein kompletter Idiot war?
Dann hast du am eigenen Leib erfahren, dass der Faktor Verbundenheit dazu führen kann, dass lernen Spaß macht (oder auch nicht).
Verbundenheit ist neben Kompetenz und Autonomie eines der drei psychologischen Grundbedürfnisse (Siehe dazu auch meinen ausführlichen Beitrag über die Motivation).
Dieses kannst du stärken, indem du die richtige „Sprache“ findest, mit der dein Kind seine Zuneigung zeigt. Wendest du diese beim Lernen an, wird sich dein Kind wertgeschätzt fühlen und die abendliche Vokabelrunde ist gar nicht mehr so schlimm.
Und selbst wenn die Verbundenheit nicht reicht, um Spaß beim Lernen zu erzeugen, kannst du dein Wissen um die Liebessprache immer noch für euren Wochenplan einsetzen, um passende Belohnungen zu finden.
Die Liebessprachen (eng.: Love Languages) sind ein Konzept des Paarberaters Gary Chapman und wurden (wie der Beruf schon andeutet) für Liebespaare entwickelt. Er hat während seiner Arbeit herausgefunden, dass jeder Mensch unterschiedliche Dinge als Werschätzung empfindet. Und nur, wenn wir die Sprache unseres Partners kennen, werden wir es schaffen, dass er sich wertgeschätzt fühlt.
Nach und nach hat Chapman dann festgestellt, dass dieses Konzept nicht nur für Liebesbeziehungen gilt, sondern überall da, wo Menschen aufeinandertreffen. Also eben auch innerhalb einer Familie.
Jetzt möchte ich dir die fünf Sprachen vorstellen. Jede Sprache ist sozusagen ein Bereich, in dem wir besonders empfänglich für die postive Nachricht sind, die uns der Andere schicken möchte. Ich gebe dir auch zu jedem Bereich ein paar Beispiele, wie du sie in der Lernsituation umsetzen kannst.
Hier kannst du deinem Kind gut zureden und es loben (Achtung: Lobe bitte immer den Prozess, nicht das Ergebnis! Das kennst du ja bereits). Auch eine kurze Nachricht (per Zettel oder Handy) mit einem „Mach weiter so! Ich glaube fest an dich!“ ist eine gute Idee. Dieser Bereich fällt dir vielleicht schwer, wenn du eher nicht so der „Honig ums Maul-Schmierer“ bist. Darum versuche bitte immer ehrlich zu bleiben. Lobe nicht, wenn du es nicht so meinst. Fange mit Kleinigkeiten an!
Es kann schon ein Erfolg sein, wenn sich dein Kind bereits nach der dritten Ermahnung an die Hausaufgaben setzt. Sag es ihm!
Zeige deinen Stolz durch gemeinsame Rituale. So könnt ihr die gemeinsame Lernzeit mit einem Gespräch oder Buch abschließen. Oder mit einem Eis im Garten. Du kannst auch Ausflüge zum Thema unternehmen und das Lernen in Aktivitäten einbinden. Hauptsache lernen bedeutet, Zeit mit dir zu verbringen.
Dieser Punkt ist für dich ziemlich einfach umzusetzen. Schenk deinem Kind einen neuen Stift oder einen tollen Glitzerordner für die Arbeitsblätter. Vielleicht möchtest du auch eine Überraschungskiste anlegen, aus der sich dein Kind nachdem es ein Ziel erreicht hat, etwas nehmen kann.
Nimm dein Kind auf den Schoß zum Lernen oder klopfe ihm anerkennend auf die Schulter. Nimm es in den Arm, wenn du deinen Stolz ausdrücken willst.
Gehe deinem Kind zur Hand. Vielleicht richtest du ihm den Arbeitsplatz oder ihr löst eine schwere Aufgabe gemeinsam. Du kannst auch deinem Kind beim Zimmeraufräumen helfen, wenn es beim Lernen Überstunden gemacht hat. Dabei könnt ihr euch auch gleich darüber unterhalten, dass du seine Arbeitseinstellung super findest und dass es so mit Sicherheit sein Ziel erreicht.
Jeder (auch dein Kind) empfindet alle diese Bereiche als positives Feedback, aber manche eben mehr als andere. Und diesen Bereich (oder diese Bereiche) gilt es jetzt zu finden.
Bei jüngeren Kindern empfiehlt Chapman die Kinder zu bitten ein Bild zu malen mit mehreren Eltern, die ihre Kinder lieb haben. Dabei sollen sie zeichnen, was die Eltern mit ihren Kindern machen.
Ab dem Alter von 9 Jahren gibt es auf der Homepage einen Test. Dieser ist auf englisch, aber natürlich der Beste, da er direkt von der „Quelle“ kommt.
Eine deutsche Variante, die in irgendeiner Weise passend zum Bereich Eltern und Kinder wäre, konnte ich leider nicht finden.
Wenn die englischen Tests nicht in Frage kommen, würde ich dir empfehlen eine Tabelle mit den fünf Bereichen aufzustellen und immer, wenn dein Kind nett zu jemanden ist, schaust du, in welchen Bereich sein Verhalten fällt. Kinder (und eigentlich auch wir Erwachsene) gehen nämlich davon aus, dass auch andere das toll finden, was wir toll finden. Werde ich also gerne in den Arm genommen, tue ich dies auch bei anderen.
Wenn dieses Thema dein Interesse geweckt hat, solltest du dir natürlich nicht die Bücher von Chapman entgehen lassen:
Gary Chapman:
Viel Spaß dabei, die Verbundenheit mit deinem Kind zu stärken!
Auf eine sinnvolle Lernzukunft!
Deine Claudia
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