Hört dein Kind auch lieber Hörbücher oder schaut Filme, anstatt ein Buch in die Hand zu nehmen? Und ist lesen für dein Kind nur ein Mittel zum Zweck um Wissen (für die Schule) aufzusaugen?
Und bist vielleicht auch du der Meinung, dass lesen doch heutzutage gar nicht mehr so wichtig ist. Schließlich kann man ja wirklich alles bei YouTube lernen oder sich von seinem Handy vorlesen lassen...
Dann würde ich gerne deine Meinung ändern und liefere dir heute 5 Gründe, warum das Lesen wirklich unschlagbar ist!
Ist ja klar, denn ohne diesen Film im Kopf würde es ja auch keinen Spaß machen. Aber auch das muss trainiert werden, oder warum sind die ersten Bücher wohl Bilderbücher?
Diese Fähigkeit, eigene innere Bilder zu kreieren ist wichtig, um alternative Lösungswege zu erschaffen. Dies benötigen wir vor allem auf der Stufe „Ziele setzen“ (nähere Infos hier). Kann dein Kind keine Ziele visualisieren, wird es ihm sehr schwer fallen, sich selbstständig motivieren zu können.
Außerdem passen die erzeugten inneren Bilder genau zu dem Entwicklungsstand deines Kindes. Das Monster im Buch wird von deinem Kind nur so gruselig gemacht, wie es angenehm ist. Im Film wird jedoch eine Version präsentiert, auf die dein Kind keinen Einfluss hat. So wirken Filme auch immer eher aktivierend als beruhigend (selbst ohne Monster, weil jeder visuelle Eindruck für das Kindergehirn eine Überraschung ist).
Die geschriebene Sprache ist wesentlich umfangreicher als die gesprochene Sprache,die in Hörbüchern (die für Kinder meistens gekürzt und angepasst sind) oder in Filmen vorkommt. So werden Wortschatz und Grammatik deines Kindes quasi nebenbei trainiert.
Das sehe ich immer wieder, wenn meine Schüler in der Grundschule das Präteritum kennenlernen. Dies ist eine Vergangenheitsform wie sie hauptsächlich in der Schriftsprache genutzt wird („Peter schrieb einen Brief“). Beim Sprechen nutzen wir das Perfekt („Peter hat ein Buch geschrieben“). Kinder die nicht gerne lesen tun sich sehr schwer, Präteritumformen zu bilden, da sie diese einfach noch nie gehört haben!
Lesen hat eine ähnliche Wirkung wie meditieren. Um in ein Buch einzutauchen, muss die Außenwelt ausgeblendet werden und die Gedanken dürfen auch nicht „herumspringen“.
Na, nach was hört sich das an?
Genau, nach der exekutiven Funktion namens Aufmerksamkeitssteuerung. Umgangsprachlich können wir auch einfach Konzentration sagen. Lesen ist also ideal um die Ausdauer beim Konzentrieren zu fördern.
Bei Hörbüchern wird nebenbei oft noch etwas anderes gemacht und Filme stimulieren mit ihren kurzen Bildsequenzen das Gehirn, so dass ein längerer Fokus nicht stattfinden muss. Beides trainiert das „Springen“ der Gedanken und das Fokussieren auf äußere Reize. Beides Dinge, die uns bei Konzentrationsproblemen begegnen.
Im Gegensatz zum Zusehen, Zuhören und Sprechen ist das Lesen kein natürlicher Vorgang, der von klein auf einprogrammiert ist. Es muss einem beigebracht werden und es braucht viel Übung, bis man zum sicheren Leser geworden ist.
Darum wird beim Leseerwerb das ganze Gehirn trainiert, da mehrer Bereiche gleichzeitig benutzt und verknüft werden müssen.
Nach neueren Studien kann regelmäßiges Lesen eventuell sogar eine Vorsorge gegen Alzheimer sein! Beim Lesen lernt das Gehirn also nicht nur lesen, sondern trainiert sich ganzheitlich!
Dies ist das absolute Nonplusultra-Argument für das Lesen. Keine andere Darbietungsweise von Geschichten konnte hier auch nur annähernd die Ergebnisse erzielen wie das Lesen.
Wenn dein Kind eine Geschichte liest, schlüpft es in die Figuren. Es erlebt die Geschichte, als wäre sie echt. Das kann man sogar im Gehirnscan nachverfolgen (also die Wissenschaftler im Labor, nicht du zu Hause:-)). Egal ob Bewegung oder Emotion: Wenn dein Kind liest, werden im Gehirn genau die Bereiche aktiviert, die auch aktiv wären, wenn dein Kind es echt tun würde. Nur eben nicht so stark.
Es ist also wirklich so: Dein Kind lernt jede Lektion, die die Figur im Buch auch lernt! So trainiert das Gehirn deines Kindes, andere Meinungen wirklich durchdenken zu können und speichert Lösungswege für Probleme ab.
Ein kleines Aber:
Dieser Effekt tritt in ausreichendem Umfang erst bei Büchern auf, bei denen nicht einfach nur eine Handlung dargeboten wird (also ein spannender Bericht über einen Unfall) sondern eine Person diese Handlung erlebt (ein Beteiligter erlebt „live“ den Unfall).
Jüngere Kinder können diese Perspektivenübernahme noch nicht ausreichend leisten. Darum wirken Kinderbücher auf uns recht „oberflächlich“. Es werden nur Handlungen beschrieben, die Figuren nutzen wörtliche Rede und Gefühle werden explizit genannt:
„Paula sah ihre Geschenke und war sehr traurig. Keines der Pakete war groß genug, um ein Fahrrad zu sein.“
Für fortgeschrittene Leser wäre das dann so:
„Paulas Schritte wurden langsamer. Nach und nach blickte sie alle Geschenke auf dem Tisch an. Ein Kloß formte sich in ihrem Hals und in ihren Augen begann dieses brennende Gefühl, das immer kommt, wenn sich die Tränen einschleichen wollen. Keines der Pakete war groß genug um ein Fahrrad zu sein.“
Merkst du den Unterschied?
Nachdem ich dich nun hoffentlich davon überzeugt habe, dass Bücher nicht nur Wissensaufbewahrung sind, sondern dein Kind wirklich was für`s Leben von ihnen „erfahren“ kann, werde ich dir im nächsten Blog ein paar Tipps geben, wie du aus deinem Kind eine Leseratte machen kannst.
Auf eine sinnvolle Lernzukunft!
Deine Claudia
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