Gehörst du auch zu den unzähligen Eltern, die gerade die Entscheidung treffen müssen, wie es für ihr Kind nach der Grundschule weitergeht? Und hast du das Gefühl, das ganze restliche Leben deines Kindes liegt jetzt in deiner Hand?
Erstmal darfst du tief durchatmen. Ja, es stimmt zwar, dass die Entscheidung, auf welche Schulform dein Kind geht, sich im Lernverhalten bis in hohe Klassen widerspiegelt. So haben sich Viertklässler mit dem gleichen Matheniveau ganz unterschiedlich entwickelt, je nachdem auf welche Schulform sie geschickt wurden. Aber trotzdem ist unser System im Prinzip durchlässig und jede Entscheidung ist später korrigierbar.
Trotzdem möchte ich dir hier helfen und dir sechs Kriterien an die Hand geben, die dich bei deiner Entscheidung unterstützen sollen.
Jede Schule ist anders. Ich kann hier nur allgemeine Hinweise geben, was EIGENTLICH in einer Schulart gefordert ist. Aber Hauptschule ist nicht gleich Hauptschule und ein Gymnasium muss nicht unbedingt eine bessere Sozialstruktur aufweisen. Also sieh meine Tipps bitte als das, was sie sind: Hinweise, die dir helfen sollen. Keine Gesetze!
Und: Bildung ist in Deutschland Ländersache. Daher wirst du in jedem Bundesland unterschiedliche Bezeichnungen für weiterführende Schulen finden, die dann auch inhaltlich eine andere Ausrichtung haben. Darum solltest du als erstes eine Liste mit allen weiterführenden Schulen, die (örtlich gesehen) für euch in Frage kommen, aufstellen. Bitte schließe hier keine Schule aus! Alle diese Schulen teilen wir jetzt in die drei Hauptformen ein: Hauptschule, Realschule und Gymnasium. Je nach Bundesland gibt es dann noch die Mischformen. Am besten suchst du dir eine Farbe für jede Schulform aus. Und die Mischformen bekommen dann die Farben, deren Schulformen sie beinhalen. Eine integrierte Gesamtschule bekäme also alle drei.
Generell solltest du dich über die Angebote der einzelnen Schulen und die Klassengröße informieren. Wenn du kannst, frage andere Eltern und Schüler zum Klassenklima und der Stimmung zwischen Lehrern und Eltern/Schülern. Je introvertierter und sensibler dein Kind ist, umso „sanfter“ muss seine Schulumgebung sein.
Generell möchte ich noch einmal erwähnen, dass Noten auf keinen Fall widerspiegeln, welche Leistung dein Kind eigentlich bringen kann. Sie zeigen jedoch sehr deutlich, wie gut dein Kind mit dem System Schule umgehen kann. Noten haben nämlich wesentlich mehr mit Fleiß zu tun, als mit Intelligenz. Und dieser Fleiß wird an den unterschiedlichen Schulformen zu einem anderen Grad vorausgesetzt.
Dieser Punkt hängt eng mit dem oberen zusammen.
Da du ja hoffentlich ein Talenttagebuch für dein Kind führst, habt ihr ja sicher schon eine Idee, was dein Kind später einmal machen möchte.
Setzt euch also zusammen und schaut mal, was der Traumjob deines Kindes ist und welche Abschlüsse ihr dazu gebrauchen könnt. Außerdem kannst du dich auch umschauen, ob es Schulen mit speziellen Schwerpunkten in euere Nähe gibt (z.B. Naturwissenschaften).
Ihr wundert euch vielleicht, warum ich diesen Punkt hier aufnehme. Eigentlich sollten eure Erwartungen nicht der ausschlaggebende Faktor für die Schulentscheidung sein. Das tut einem Kind nur selten gut. Aber oft haben wir doch die nötige Weitsicht um es manchmal besser zu wissen. Wenn dein Kind also null Bock zum Lernen hat und alles für den Besuch der Hauptschule um die Ecke spricht, du aber ganz genau weißt, dass dieses Verhalten nur durch den Banknachbar verursacht ist, der dann aber ja auch mit auf die Hauptschule käme, musst du vielleicht mal die böse Mutter spielen, und die beiden (zumindest einmal schulisch) trennen. Aber setze diesen Punkt bitte mit Bedacht ein und spiegele nicht deine Bedürfnisse in deinem Kind wider.
Natürlich sollte die Entscheidung nicht dadurch fallen, dass „halt alle auf die Schule gehen“, aber dein Kind muss mit einem guten Gefühl starten. Wenn also zwei, drei Schulen ungefähr gleich gut abschneiden, dann sollte es kein Problem sein, wenn deine Tochter mit ihrer besten Freundin zusammen bleiben möchte. Lernen spielt sich nämlich immer in enger Verbindung mit Emotionen ab. Und diese sind am besten in einem guten sozialen Umfeld.
Zu allen diesen Punkten gebt ihr den Schulen jetzt Pluspunkte, immer null bis drei. Entweder einfach nur aufgrund der Schulform oder, wenn ihr die Schule gut kennt, weil ihr wisst, wie gut die einzelnen Punkte erfüllt sind. So habt ihr am Ende hoffentlich ein paar klare Sieger, die ihr euch dann nochmal näher anschauen könnt.
Falls du Pech hast, wohnst du sowieso in einem Bundesland, in dem die Empfehlung der Grundschule bindend ist. Dann bleibt dir schonmal nur die Wahl innerhalb einer Schulform. Aber auch hier lohnt sich das genaue Vergleichen! Du glaubst nicht, welche Unterschiede du von einer Schule zur nächsten finden kannst! So hatte ich schon mit Realschulen zu tun, die schwieriger waren, als jedes Gymnasium in der Gegend!
Für alle anderen stellt sich die Frage: Wieviel gebe ich auf die Empfehlung der Schule? Das kann ich dir nicht pauschal beantworten. Generell wird die Empfehlung von erfahrenen Pädagogen geschrieben, die dein Kind jetzt auch schon mehrere Jahre kennen. Wenn du aber das Gefühl hast, dass die Empfehlung gar nicht stimmt, dann vertraue diesem Gefühl. Ich hatte auch einen Einser-Schnitt an der Grundschule und eine Realschulempfehlung.... Ja, diese Fragezeichen haben meine Eltern auch über dem Kopf gehabt und die Empfehlung dann gnadenlos ignoriert.
Also setzt euch einfach mit dem Lehrer eures Kindes zusammen, redet über die Empfehlung und nehmt die Einwände ernst. Aber die Entscheidung trefft dann immer noch ihr.
Zum guten Schluss möchte ich noch einmal sagen, dass egal welches Ergebnis diese Liste liefert, ihr immer noch auf euer Bauchgefühl hören solltet. Eine Schule scheint allen Kriterien nach perfekt, aber ihr betretet den Gang und euer Magen krampft sich zusammen? Dann bitte nicht. Alles spricht dagegen, aber euer Sohn hat sich in das Sportgymnasium verliebt? Lass es ihn versuchen, du wirst dich wundern, was mit der richtigen Motivation alles möglich ist!
Ich wünsche euch viel Erfolg bei der Wahl eurer Schule!
Eure Claudia!
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