In 6 Schritten zur richtigen Schule

In 6 Schritten zur richtigen Schule

Gehörst du auch zu den unzähligen Eltern, die gerade die Entscheidung treffen müssen, wie es für ihr Kind nach der Grundschule weitergeht? Und hast du das Gefühl, das ganze restliche Leben deines Kindes liegt jetzt in deiner Hand?

Erstmal darfst du tief durchatmen. Ja, es stimmt zwar, dass die Entscheidung, auf welche Schulform dein Kind geht, sich im Lernverhalten bis in hohe Klassen widerspiegelt. So haben sich Viertklässler mit dem gleichen Matheniveau ganz unterschiedlich entwickelt, je nachdem auf welche Schulform sie geschickt wurden. Aber trotzdem ist unser System im Prinzip durchlässig und jede Entscheidung ist später korrigierbar.

Trotzdem möchte ich dir hier helfen und dir sechs Kriterien an die Hand geben, die dich bei deiner Entscheidung unterstützen sollen.

Bevor wir starten

Jede Schule ist anders. Ich kann hier nur allgemeine Hinweise geben, was EIGENTLICH in einer Schulart gefordert ist. Aber Hauptschule ist nicht gleich Hauptschule und ein Gymnasium muss nicht unbedingt eine bessere Sozialstruktur aufweisen. Also sieh meine Tipps bitte als das, was sie sind: Hinweise, die dir helfen sollen. Keine Gesetze!

Und: Bildung ist in Deutschland Ländersache. Daher wirst du in jedem Bundesland unterschiedliche Bezeichnungen für weiterführende Schulen finden, die dann auch inhaltlich eine andere Ausrichtung haben. Darum solltest du als erstes eine Liste mit allen weiterführenden Schulen, die (örtlich gesehen) für euch in Frage kommen, aufstellen. Bitte schließe hier keine Schule aus! Alle diese Schulen teilen wir jetzt in die drei Hauptformen ein: Hauptschule, Realschule und Gymnasium. Je nach Bundesland gibt es dann noch die Mischformen. Am besten suchst du dir eine Farbe für jede Schulform aus. Und die Mischformen bekommen dann die Farben, deren Schulformen sie beinhalen. Eine integrierte Gesamtschule bekäme also alle drei.

Die sechs Kriterien zur Auswahl einer weiterführenden Schule

Der Charakter deines Kindes

  • Gymnasium: Hier findest du eher eine Umgebung für theoretisches Lernen. Ist dein Kind also eher kopflastig, wird es sich hier wohlfühlen. Außerdem ist hier das Ziel natürlich das Abitur, was zu einer Verteilung in Richtung höherer sozialer Schichten führt.
  • Realschule: Hier ist das Ziel die mittlere Reife, wir haben also eine Berufsorientierung, was den Anteil an „anwendbarem Wissen" erhöht. Gleichzeitig wird dadurch aber auch Aktivität von deinem Kind erwartet.
  • Hauptschule: Ziel ist der Berufsbildende Abschluss nach der 9. Klasse. Hier hast du eine ausgeprägte Praxisausrichtung mit anwendbarem Wissen. Oft sogar mit handwerklichen Klassen kombiniert. Wenn dein Kind also ein absoluter „Macher“ ist und mit abstrakten Aufgaben so gar nichts anfangen kann, wäre dies seine Schulform.

Generell solltest du dich über die Angebote der einzelnen Schulen und die Klassengröße informieren. Wenn du kannst, frage andere Eltern und Schüler zum Klassenklima und der Stimmung zwischen Lehrern und Eltern/Schülern. Je introvertierter und sensibler dein Kind ist, umso „sanfter“ muss seine Schulumgebung sein.

Die schulischen Leistungen

  • Gymnasium: Als Richtwert gilt hier ein Schnitt von 2,5 oder besser. Außerdem sollte dieser Schnitt eher durch gute Noten in allen Fächern zustandegekommen sein, als durch ein paar Überfliegerfächer mit den restlichen schlechten Noten. Meiner Erfahrung nach, müssen Kinder für ihre Überfliegerfächer nämlich wenig lernen, da ihnen der Stoff förmlich „zufliegt“. Die anderen Fächer spiegeln dann aber das eigentliche Lernverhalten wider. Es ist jedoch so, dass vor allem am Gymnasium sehr viel Fleiß erwartet wird und die Lernmenge nicht unterschätzt werden sollte. Fällt deinem Kind das Lernen also leicht, ist dies ein eindeutiger Punkt für das Gymnasium.
  • Realschule: Dein Kind kommt gut mit dem Lernen klar, braucht jedoch seine Zeit und ist auch eher mal auf der Minimalprinzip – Seite (Ich mach so wenig wie nötig um einigermaßen durch zu kommen).
  • Hauptschule: Hier ist das Lernpensum am geringsten. Hat dein Kind also in der Grundschule schon große Schwierigkeiten mit dem Lernen von abstraktem Stoff und macht lieber etwas Praktisches als stundenlang zu büffeln, wäre die Hauptschule eine gute Entscheidung.

Generell möchte ich noch einmal erwähnen, dass Noten auf keinen Fall widerspiegeln, welche Leistung dein Kind eigentlich bringen kann. Sie zeigen jedoch sehr deutlich, wie gut dein Kind mit dem System Schule umgehen kann. Noten haben nämlich wesentlich mehr mit Fleiß zu tun, als mit Intelligenz. Und dieser Fleiß wird an den unterschiedlichen Schulformen zu einem anderen Grad vorausgesetzt.

Das Lernverhalten

Dieser Punkt hängt eng mit dem oberen zusammen.

  • Gymnasium: Hier sollte dein Kind damit klarkommen, abstrakt und viel zu lernen. Es muss freiwillig den Stoff der Stunde vertiefen und auch damit rechnen, dass die Buchseite in der Arbeit drankommt, die zwar zum Thema gehört, aber nicht gemeinsam behandelt wurde. Auch eine zweite Fremdsprache will vom Kopf erstmal verarbeitet werden. Außerdem sollte dein Kind sicher und schnell lesen und sich gut ausdrücken können, da jeglicher Stoff sehr textlastig ist.
  • Realschule: Ähnlich wie am Gymnasium, aber abgemilderter. Der Lernstoff ist strukturierter, es wird eher so abgefragt, wie es auch im Unterricht behandelt wurde. Auch kann eine zweite Fremdsprache durch ein anderes Fach ersetzt werden.
  • Hauptschule: Hier ist vor allem die Lernmasse geringer. Oft besteht ein großer Anteil an praktischen Aufgaben, die eine Schwäche bei theoretischen Aufgaben ausgleichen können. Auch sind hier die Erwartungn an die Ausdrucksweise geringer. Es wird ein gutes, aber kein extrem hochgestochenes Deutsch erwartet (im Vergleich zu einer Gedichtanalyse am Gymnasium).

Die Ziele deines Kindes

Da du ja hoffentlich ein Talenttagebuch für dein Kind führst, habt ihr ja sicher schon eine Idee, was dein Kind später einmal machen möchte.

  • Gymnasium: Hier ist das Ziel ganz klar Abitur. Wenn dein Kind also einen Berufswunsch hat, bei dem es studieren muss, ist es sicher einfacher, den direkten Weg zum Abitur zu wählen, wenn nicht zu viele Punkte dagegen sprechen.
  • Realschule: Die mittlere Reife öffnet die Tür zu vielen Ausbildungsberufen. Ein beliebtes Beispiel ist hier der kaufmännische Bereich.
  • Hauptschule: Der Berufsbildende Abschluss nach der 9. Klasse gibt ebenfalls die Möglichkeit zu einer Ausbildung. Meist in handwerklichen Berufen.

Setzt euch also zusammen und schaut mal, was der Traumjob deines Kindes ist und welche Abschlüsse ihr dazu gebrauchen könnt. Außerdem kannst du dich auch umschauen, ob es Schulen mit speziellen Schwerpunkten in euere Nähe gibt (z.B. Naturwissenschaften).

Eure Erwartungen als Eltern

Ihr wundert euch vielleicht, warum ich diesen Punkt hier aufnehme. Eigentlich sollten eure Erwartungen nicht der ausschlaggebende Faktor für die Schulentscheidung sein. Das tut einem Kind nur selten gut. Aber oft haben wir doch die nötige Weitsicht um es manchmal besser zu wissen. Wenn dein Kind also null Bock zum Lernen hat und alles für den Besuch der Hauptschule um die Ecke spricht, du aber ganz genau weißt, dass dieses Verhalten nur durch den Banknachbar verursacht ist, der dann aber ja auch mit auf die Hauptschule käme, musst du vielleicht mal die böse Mutter spielen, und die beiden (zumindest einmal schulisch) trennen. Aber setze diesen Punkt bitte mit Bedacht ein und spiegele nicht deine Bedürfnisse in deinem Kind wider.

Die Freunde deines Kindes

Natürlich sollte die Entscheidung nicht dadurch fallen, dass „halt alle auf die Schule gehen“, aber dein Kind muss mit einem guten Gefühl starten. Wenn also zwei, drei Schulen ungefähr gleich gut abschneiden, dann sollte es kein Problem sein, wenn deine Tochter mit ihrer besten Freundin zusammen bleiben möchte. Lernen spielt sich nämlich immer in enger Verbindung mit Emotionen ab. Und diese sind am besten in einem guten sozialen Umfeld.

Zu allen diesen Punkten gebt ihr den Schulen jetzt Pluspunkte, immer null bis drei. Entweder einfach nur aufgrund der Schulform oder, wenn ihr die Schule gut kennt, weil ihr wisst, wie gut die einzelnen Punkte erfüllt sind. So habt ihr am Ende hoffentlich ein paar klare Sieger, die ihr euch dann nochmal näher anschauen könnt.

Die Sache mit der Empfehlung der Schule

Falls du Pech hast, wohnst du sowieso in einem Bundesland, in dem die Empfehlung der Grundschule bindend ist. Dann bleibt dir schonmal nur die Wahl innerhalb einer Schulform. Aber auch hier lohnt sich das genaue Vergleichen! Du glaubst nicht, welche Unterschiede du von einer Schule zur nächsten finden kannst! So hatte ich schon mit Realschulen zu tun, die schwieriger waren, als jedes Gymnasium in der Gegend!

Für alle anderen stellt sich die Frage: Wieviel gebe ich auf die Empfehlung der Schule? Das kann ich dir nicht pauschal beantworten. Generell wird die Empfehlung von erfahrenen Pädagogen geschrieben, die dein Kind jetzt auch schon mehrere Jahre kennen. Wenn du aber das Gefühl hast, dass die Empfehlung gar nicht stimmt, dann vertraue diesem Gefühl. Ich hatte auch einen Einser-Schnitt an der Grundschule und eine Realschulempfehlung.... Ja, diese Fragezeichen haben meine Eltern auch über dem Kopf gehabt und die Empfehlung dann gnadenlos ignoriert.

Also setzt euch einfach mit dem Lehrer eures Kindes zusammen, redet über die Empfehlung und nehmt die Einwände ernst. Aber die Entscheidung trefft dann immer noch ihr.

Zum guten Schluss möchte ich noch einmal sagen, dass egal welches Ergebnis diese Liste liefert, ihr immer noch auf euer Bauchgefühl hören solltet. Eine Schule scheint allen Kriterien nach perfekt, aber ihr betretet den Gang und euer Magen krampft sich zusammen? Dann bitte nicht. Alles spricht dagegen, aber euer Sohn hat sich in das Sportgymnasium verliebt? Lass es ihn versuchen, du wirst dich wundern, was mit der richtigen Motivation alles möglich ist!

Ich wünsche euch viel Erfolg bei der Wahl eurer Schule!

Eure Claudia!

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