Keine Angst vorm Blackout

Keine Angst vorm Blackout

Wie du effektiv mit Prüfungsangst umgehst

Kennst du das? Dein Kind bereitet sich tagelang auf eine Arbeit vor, ist am Morgen ein nervliches Wrack und kommt dann mittags weinend nach Hause – es hatte einen Blackout. Nichts mehr hat den Weg auf das Blatt gefunden. Und eine Woche später wandert die Sechs ins Haus. Die Angst vor der nächsten Arbeit wird noch größer und ein Teufelskreis beginnt...

Woher kommt die Angst eigentlich?

Zuerst einmal muss man sagen, dass Angst in Prüfungssituationen ganz normal und genetisch vorprogrammiert ist. Beschreiben wir doch das Gefühl einfach mal:

  • Das Herz schlägt schneller
  • Die Atmung beschleunigt sich
  • Die Muskeln spannen sich an und man beginnt zu schwitzen
  • Die Aufmerksamkeit wird „enger“, wir nehmen bloß noch die Ursache der Angst wahr

Dies sind erstmal nur körperliche Fakten, die uns darauf vorbereiten, vor dem Säbelzahntiger zu fliehen oder unsere Sippe zu verteidigen. Unsere Gene machen nämlich keinen Unterschied zwischen tödlichem Angriff und Matheaufgaben. Und mancher Schüler würde behaupten, dass es da auch keinen gibt...

Das Problem beginnt erst bei den Folgen dieser Reaktionen. Im positiven Fall konzentrieren wir uns besser, blenden Störfaktoren aus und bringen so Höchstleistungen. Schüler die so reagieren, würden diesen Zustand auch eher als Aufregung betiteln.

Und dann gibt es da die andere Reaktion: Der Fokus wird so eng, dass das gespeicherte Wissen nicht mehr durchpasst. Der Blackout ist da.

Erste Schritte um die Angst in den Griff zu bekommen

Um überhaupt an der Prüfungsangst arbeiten zu können, braucht dein Kind passende Rahmenbedingungen. Allem voran solltest du überprüfen, ob bei deinem Kind eine unpassende Motivationsform vorliegt. Ich spreche hier von Introjektion und externer Regulation. Falls dir diese beiden Begriffe nichts sagen, lies doch bitte erst kurz meinen Beitrag zu den Motivationsformen.

Das heißt für dich, dass du auf folgende Punkte achten solltest:

  • Rede mit deinem Kind! Nur wenn es das Gefühl hat, dass du seine Problematik verstehst, wird es dir vertrauen und neue Dinge ausprobieren.
  • Baue keinen Druck auf! Die schlechte Note am Ende ist NICHT das Problem. Das Problem ist die Angst. Und an der wollt ihr arbeiten. Frage dein Kind nach jeder Arbeit, wie sein Gefühl war. Wieviel Wissen konnte es abrufen. Mehr als das letzte Mal? Super! Dann ist es auch egal, dass es immer noch eine Fünf ist! Ist die Angst weg, kommen die besseren Noten von alleine.
  • Wenn eine ungünstige Motivationsform vorliegt, beginne sie zu beeinflussen. Lernen muss freiwillig sein. Der einzige Druck, der keine negativen Folgen hat, ist der Wille deines Kindes.
  • Holt die Lehrer mit ins Boot! Abfällige Kommentare wie: „Da musst du halt auch mal lernen!“ , beschämen dein Kind und werfen Holz ins Feuer.
  • Nehmt der Angst ihren Namen! Sie heißt ab jetzt Aufregung und hilft!

Gelernt werden muss schon

Bei allen Punkten oben bin ich jetzt einfach einmal davon ausgegangen, dass der Lernstoff zu Hause gesessen hat. Nicke diesen Punkt bitte nicht zu früh ab! Manchmal ist es schwierig für dein Kind einzuschätzen, ob es wirklich gut genug gelernt hat! Setzt das Konzept des Überlernens um. Wenn dein Kind den Stoff zu 100% beherrscht (eher unwahrscheinlich) wird es in der Drucksituation ca. 80% davon abrufen können. Die Lücken, die so entstehen, können aber schon das Aus in der Arbeit sein. Darum sollte das Ziel nicht sein, den Stoff ganz zu können, sondern noch mehr zu können. Ich muss die Daten im Schlaf aufsagen können, die Matheaufgaben komplett durcheinander rechnen... Und die Vokabeln kann ich auch nur, wenn mich jemand überprüft hat und ich sie konnte. Das ich sie mir durchgelesen habe und sie kamen mir alle bekannt vor ist nicht das Gleiche!

Safety-Cues um die Angst in den Griff zu bekommen

Nachdem ihr die richtigen Voraussetzungen geschaffen habt, kommen wir jetzt zu den eigentlichen Hilfsmitteln: Den Safety-Cues. Dies sind kleine „Hinweise“ die deinem Kind helfen, die körperlichen Reaktionen und somit seinen Fokus zu kontrollieren. Diese müssen zu Hause eingeübt und benutzt werden, damit der Körper darauf konditioniert wird, auf sie zu reagieren. Folgende drei Methoden schlage ich dir vor:

  • Meditieren: Durch die Kontrolle des Atems und der Gedanken können die körperlichen Reaktionen heruntergefahren werden und dein Kind lernt, den Fokus bewusst enger oder weiter zu machen. So schließt sich der Tunnel zum Lernstoff nicht einfach. Arbeite hier am besten mit fertigen Programmen oder einem Profi.
  • Visualisieren: Dies wirkt ähnlich wie meditieren und wird gerade bei Kindern oft zusammen praktiziert. Dabei kann es entweder ein entspannendes Bild sein, was wiederum wie oben die körperlichen Reaktionen beeinflusst, oder es kann ein positives Selbstbild sein. Dabei stellt dein Kind sich vor, wie es ohne Probleme die nötige Info abruft und die Arbeit ausfüllt. Dies entspannt und gibt Selbstbewusstsein, was wiederum verhindert, dass der Fokus eigenständig zu eng wird.
  • Glücksbringer: Die kennt jeder, aber die meisten benutzen sie falsch. Damit er wirken kann, muss er nämlich an den Lernstoff gekoppelt werden. Daher sollte auch jedes Fach, oder besser noch jede Arbeit, einen neuen Glücksbringer bekommen. Dieser kann das traditionelle Kuscheltier sein, aber auch ein bestimmter Stift oder Stein tut seinen Zweck. Wichtig ist, dass dieses Objekt beim Lernen anwesend ist. Immer wenn Lernstoff gespeichert oder abgerufen wird, sollte dieses Objekt berührt oder angeschaut werden. So verbindet der Körper das Objekt mit dem Abruf des Lernstoffs. Besonders gut wirkt diese Methode, wenn sie mit einem bestimmten Duft kombiniert wird! Denn das Riechen ist eine ganz alte Handlung in unserem Gehirn! Es umgeht das bewusste Denken uns ist somit ideal, um mit der Angst zu konkurrieren!


Zu guter Letzt:

Sollte die Angst so tief sitzen, dass ihr mit diesen Tipps nicht weiterkommt, holt euch professionelle Hilfe! Prüfungsangst kann mit vielen verschiedenen Therapieansätzen wunderbar kontrolliert werden! Bringt euch nicht aus Scham und Stolz um diese Erleichterung!

Auf eine sinnvolle Lernzukunft!

Eure Claudia

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