Dein Kind hat Probleme in Mathe oder verdreht ständig Buchstaben beim Schreiben? Dann ist daran wahrscheinlich die Wahrnehmung der Raumlage Schuld. Ich möchte dir diese heute vorstellen und dir Wege zeigen, wie du sie bei deinem Kind unterstützen kannst.
Die Orientierung im Raum beginnt mit dem eigenen Körper: In welcher Position befindet er sich und ist dein Kind im Gleichgewicht? Wir sprechen also von den Bereichen Gleichgewichts- und Bewegungssinn in der sensorischen Integration. Lies dir hierzu gerne auch noch einmal meinen Beitrag durch.
Im nächsten Schritt muss dein Kind seinen Körper nun auch noch durch sein Umfeld bewegen. Dazu muss es weitere Objekte um sich herum mit einberechnen. Wie weit ist der Baum entfernt? Kann ich von dieser Mauer springen? Schaff ich es noch über die Straße, bevor das Auto kommt?
Und findet es sich dann in der Realität zurecht, kann es sich diese Beziehungen auch im Kopf vorstellen.
Du siehst, die Entwicklung geht stets von Körper zu Kopf.
Ist diese reale Wahrnehmung des Raumes nicht gefestigt, werden alle Trainings, die auf das theoretische Vorstellen abzielen, nur bedingt wirksam sein.
Diese Grundlagen musst du eigentlich nicht wirklich mit deinem Kind trainieren. Das macht es selbst! Gib ihm einfach die ausführliche Gelegenheit zu spielen und sich zu bewegen!
Ein tolles Spiel, dass ihr gemeinsam machen könnt, ist folgendes:
Führt ein paar Körperbewegungen durch (z.B mit dem linken Zeigefinger das rechte Ohr berühren).Jetzt wiederholt ihr die Bewegungen, aber mit geschlossenen Augen. Gar nicht so einfach, oder?
Natürlich arbeitet das Gehirn immer als Ganzes, aber wenn wir die Raumlage besuchen wollen, tun wir das am besten im Arbeitsgedächtnis. Und hier gehen wir zum visuell-räumlichen Notizblock. Der ist dafür zuständig, dass wir uns etwas bildlich vorstellen (und auch bearbeiten) können.
Das Arbeitsgedächtnis generell ist der wichtigste (kognitive) Faktor für den Lernerfolg. In Studien wurde sogar gezeigt, dass die Leistung des Arbeitsgedächtnisses wichtiger ist, als der IQ (Wobei IQ- Tests aber auch zu einem großen Teil die Leistungsfähigkeit des Arbeitsgedächtnisses messen).
So wird auch der visuell-räumliche Notizblock (VRN) für jedes Lernen gebraucht.
Besonders deutlich können wir das jedoch bei Mathe erkennen. Wenn dein Kind mit großen Fragezeichen in den Augen dasitzt, wenn es plötzlich Netze von Quadern zeichnen soll, ist dir wahrscheinlich schnell klar, dass es sich hier um ein Problem mit dem räumlichen Vorstellungsvermögen handelt.
Aber auch wenn dein Kind Probleme hat, sich größere Zahlen vorzustellen und diese zu sortieren, ist der VRN am Werk. Wir haben nämlich alle im Kopf einen inneren Zahlenstrahl (auch wenn uns das nicht bewusst ist) und auf diesem müssen wir uns vor und zurück bewegen. Interessant ist auch, dass der VRN generell aktiviert wird, sobald dein Kind Mathe macht.
Aber auch beim Schreiben muss dein Kind die Buchstaben richtig ausrichten (die berühmten Verwechslungen von b/d). Und noch einen Schritt zurück: Bevor es die Buchstaben schreiben kann, muss es sich diese im Kopf vorstellen und dann die Hand richtig ausrichten und führen, damit sie auch auf dem Blatt landen.
Die Raumlage-Wahrnehmung können wir noch feiner unterteilen in:
Ich möchte hier noch einmal daran erinnern, dass immer Körper vor Kopf gilt. Das heißt, je jünger dein Kind ist, desto mehr solltet ihr an der Körperwahrnehmung „arbeiten“ (also raus und spielen!). Bei größeren Problemen lasst euch gerne von einem Ergotherapeuthen/ einer Ergotherapeuthin beraten.
Hier jetzt aber eine Liste, welche Aktivitäten ihr für den kognitiven Part auswählen könnt:
Noch ein persönlicher Tipp: Meine Kinder lieben das Spiel Ubongo. Das gibt es in der 2D und 3D-Variante (und dann noch in mehreren Ausgaben). Dabei muss ein bestimmtes Muster so schnell wie möglich mit vorgegebenen Objekten gelegt werden! Mach ruhig als Erwachsener mal mit. Das ist gar nicht so einfach :-)
Auf eine sinnvolle Lernzukunft!
Deine Claudia
Was denkst du?