Gibt es bestimmte Fächer, gegen die sich dein Kind absolut sträubt? Wirft er/sie dir dann gerne mal ein: „Wofür brauch ich das überhaupt?“ an den Kopf?
Damit du diese Frage zukünftig ohne Zögern beantworten kannst, wirst du in diesem Jahr hier eine Warum-Reihe finden. Aber warum ist das Warum denn überhaupt so wichtig?
Wie du in diesem Artikel schon kennengelernt hast, gibt zwei große Motivationsgruppen: Die autonome und nicht-autonome Motivation.
Für dein Kind ist das Bedürfnis nach Autonomie erfüllt, wenn er/sie etwas aus Überzeugung tut. Und diese Überzeugung kann nur kommen, wenn deinem Kind klar ist, warum es überhaupt etwas lernen soll.
Es gibt eigentlich nur drei Gründe, warum dein Kind etwas lernt:
Hier haben wir den typischen Fall, wenn ein bestimmter Notenschnitt erreicht werden muss. Da müssen halt auch die Fächer herhalten, für die dein Kind nicht wirklich eine logische Verwendung findet. Dieser Fakt kann zu ziemlich viel Frust führen, da dein Kind das Gefühl hat, unnötige Dinge zu lernen. In diesem Fall sollte das Ziel, das dein Kind erreichen will, ziemlich klar formuliert sein. Solange das der Fall ist und dein Kind sich selbst zwingt, befinden wir uns immer noch im autonomen Motivationsbereich.
Lesen und Schreiben brauchen wir für den Alltag und ein bisschen Mathematik schadet auch nicht. Hier musst du zwischen Lernstoff der im Allgemeinen wichtig ist und Lernstoff, der speziell für die Ziele deines Kindes wichtig ist unterscheiden. Den zweiten Punkt wird dein Kind eher als Grund akzeptieren und er ist auch wesentlich wichtiger! Dazu müsst ihr aber selbstständig reflektieren, welches Wissen für die Ziele deines Kindes wichtig ist.
Damit du einige Beispiele für den ersten Punkt hast, habe ich ja diese Serie erstellt.
Und damit meine ich jede Form von Zwang: Strafe, Lob und das Vermeiden von Scham.
Wahrscheinlich bist du jetzt verwirrt, dass ich den Punkt Lob unter Zwang aufliste. Dann lies dir bitte diesen Artikel zum Thema Belohnung durch, dann wird dir klarer sein, warum auch eine Belohnung zu nicht-autonomen Motivationsformen führen kann.
Selbstverständlich wird es sich oft nicht vermeiden lassen, dass du mit einem gewissen Zwang dein Kind zum Lernen ermuntern musst. Denn die ersten beiden Warums kann dein Kind eigentlich erst verinnerlichen, wenn er/sie zumindest erste Ansätze der Phase Sinn zeigt. Seid ihr davon noch entfernt, hat dein Kind mit Sicherheit auch noch keine Ziele vor Augen, die er/sie zur Bewertung heranziehen könnte.
Jetzt fragst du dich sicher, wie du sinnvoll „Druck ausüben“ kannst, ohne deinem Kind den Weg in die Phase Sinn zu verbauen.
Dazu sage ich nur: Verbundenheit und soziale Ansteckung. Das hat nichts mit Krankheiten zu tun, sondern bedeutet, dass du deine Vorgaben immer begründen und gleichzeitig Verständnis für den Frust deines Kindes ausdrücken solltest.
Also etwa so:
„Ich verstehe, dass dir Lesen wirklich gar keinen Spaß macht. Mir ging das früher genauso. Aber jetzt habe ich herausgefunden, dass ich so viel aus Büchern lernen kann und ich werde immer besser im Lesen. Darum ist es mir sehr wichtig, dass du so lange übst, bis dir das Lesen leichtfällt.“
Aber sei ehrlich mit deinen Begründungen! Kinder haben sehr feine Antennen und merken ganz schnell, wenn du selbst nicht glaubst, was du da eigentlich predigst.
Was ist, wenn es wirklich keine Erklärung gibt, warum dein Kind jetzt für den Relitest lernen sollte. Ihr seid alle nicht gläubig, wenn dein Kind eine 6 schreiben würde, hätte das keine Konsequenzen (Notenschnitt wäre immer noch ok, Sitzenbleiben auch ausgeschlossen) und er/sie möchte später zur Polizei und da gibt es auch keinerlei Verbindung, warum jetzt für Religion gelernt werden sollte.
Tja, wie ihr in dieser Situation reagiert bleibt euch überlassen. Ihr könnt euch entscheiden, nicht für Religion zu lernen. Somit hat dein Kind gelernt, Aufgaben auf ihre Relevanz hin zu untersuchen und Entscheidungen zu trefffen. Und dann natürlich auch die Konsequenzen zu tragen (die Lehrkraft wird nicht begeistert sein).
Diese Verhaltensweise widerspricht jedoch dem Verhalten, das in unserer Gesellschaft erwartet wird. Dessen solltet ihr euch klar sein. Darum hier noch ein kleiner Rat, den ich einem Schüler gegeben habe, der auf sein Abschlusszeugnis zugearbeitet hat und sich damit auf einen Beruf in der Elektrotechnik bewerben wollte:
Klar brauchst du Reli auf keinen Fall für deine Ausbildung. Aber was sagt eine 5 in Reli denn der Firma, bei der du dich bewirbst? Die wissen auch, dass Reli eigentlich nur ein Fleißfach ist. Und wenn du da eine 5 hast, denken die sich: „Ah, wenn`s langweilig wird, hat er keine Lust mehr sich anzustrengen.“
Egal für was ihr euch entscheidet, wichtig ist, dass dein Kind lernt, selbstständig zu reflektieren und dann sinnvolle Wege einzuschlagen
Auf eine sinnvolle Lernzukunft
Deine Claudia
Hier findest du die Beiträge zur Warum-Reihe:
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