Heute geht es weiter in der Warum-Reihe mit dem Thema schreiben. Schließlich sollst du deinem Kind ja die Frage „Warum muss ich eigentlich schreiben lernen?“ souverän beantworten können.
Das Schreiben ist eine wichtige Errungenschaft. Durch sie kann man kommunizieren, ohne anwesend zu sein. Und im Gegensatzt zu einer Sprachnachricht oder einem Video kann die Nachricht verkürzt werden. Auch kann eine Audiobotschaft nicht in jeder Situation abgehört werden.
Außerdem ist Schreiben ein Kulturgut, dass als Zeichen von Bildung gesehen wird. Dies gilt hier noch mehr als im Bereich Mathe, wo eine Schwäche durchaus als ein „Ist halt nicht sein/ihr Ding“ abgetan wird. Im Bereich des Schreibens wirst du diese Nachsicht eher nicht finden. Wenn also die Bewerbung deines Kindes vor Rechtschreibfehlern strotzt, kann sie inhaltlich so gut sein, wie sie will. Dein Kind wird es schwer haben, dass ihm Intelligenz und Bildung zugeschrieben werden.
Hier wird dann auch das Phänomen deutlich, dass schreiben können in Deutschland immer bedeutet, in der korrekten Rechtschreibung zu schreiben. Dies hat nicht unbeding etwas miteinander zu tun. So kann dein Kind zauberhafte Geschichten schreiben, die vermuten lassen, dass es in einigen Jahren den nächsten Bestseller auf den Markt bringen könnte. Und trotzdem können diese Geschichten so viele Rechtschreibfehler haben, dass sie manchmal schwer zu entziffern sind.
Früher oder später wird dein Kind (vor allem, wenn ihm die Rechtschreibung schwer fällt) von dir wissen wollen, warum es denn überhaupt diese ganzen Regeln gibt. Man könnte doch auch einfach schreiben, wie man will. Ganz ehrlich, bei manchen Regeln muss ich mich da auf die Seite deines Kindes schlagen. Aber die Grundlagen helfen einfach, dass jeder den Text ohne viel Mühe entziffern kann. Denn so zu schreiben, wie man will bedeutet meistens, so zu schreiben, wie man das Wort hört. Und das kann von Mensch zu Mensch ganz schön unterschiedlich sein.
Wie oben schon erwähnt, muss in fast jedem Beruf auch geschrieben werden. Bei einer Schwäche in Mathe kann man immerhin noch die Berufswahl anpassen, aber wenn man das Schreiben ausklammern will, bleibt dann nicht viel übrig. Dies könnt ihr auch schon in der Schule feststellen: In jedem Fach wird das Wissen schriftlich abgefragt. Und es gibt sogar Lehrkräfte, die in der Mathearbeit für Rechtschreibfehler Punkte abziehen. Und auch im Erwachsenenalter erfolgt eine offizielle Kommunikation immer schriftlich (z.B bei Verträgen oder Anträgen).
Und zum Schluss noch ein Argument, das mir vor allem meine technisch fitten Schüler immer gerne bringen (und das du früher oder später sicher auch von deinem Kind hörst): Die netten Computerprogramme, denen man seinen Text einfach diktieren kann. Da hat dein Kind natürlich recht, aber wenn ihr so ein Programm mal gemeinsam nutzt, werdet ihr feststellen, dass die meisten doch noch große Schwachstellen haben. So wird oft alles klein geschrieben und der Satz hat weder Punkt noch Komma. Also für den Empfänger eine ziemliche Zumutung. Außerdem muss man bei Benutzung der Programme ja immer laut sprechen. Dies geht nicht in jeder Situation.
Schreiben und Lesen gehen Hand in Hand. Bleibt ein Bereich auf der Strecke, stockt meistens auch die Entwicklung in dem anderen Bereich. Gleichzeitig kann man aber auch den besseren (und bei deinem Kind vielleicht beliebteren) Bereich fördern und so gleichzeitig für den anderen etwas tun.
Das kreative Schreiben regt das abstrakte Denken an, da dein Kind sich Welten und Geschichten ausdenken muss, die real (in seinem bisherigen Leben) noch nicht da waren. Dabei werden die beiden Gehirnhälften koordiniert. Die rechte ist eher für die Kreativität und die linke für die Regeln und Strukturen, die beim Schreiben gelten, zuständig.
Werden reale Gedanken aufgeschrieben, hilft dies dabei sich zu organisieren. So kann das Aufschreiben Struktur in die Gedanken bringen, was gerade bei AD(H)S-Kindern sehr wichtig ist. Muss Stoff zusammengefasst werden, erfordert dies vorher die kognitive Auseinandersetzung mit dem Inhalt. So hat man nicht selten den Effekt, dass nach dem Schreiben des Spickzettels der Stoff sitzt und man den Helfer gar nicht mehr braucht.
Da das Schreiben die Gedanken sortiert, kann dies zum kritischen Denken anregen, weil man sich mit einzelnen Fakten wesentlich länger auseinandersetzt, als dies beim bloßen Denken geschieht. Auch um sich selbst zu organisieren, kann das Aufschreiben von Gedanken nützlich sein. So wird das Tagebuchschreiben auch in der Psychologie gerne genutzt. Und auch viele Teenies haben so schon einige Gefühlsachterbahnen bewältigt.
Schreiben verbessert auch die Kommunikation, da es den Wortschatz erweitert. In geschriebenen Sätzen, wird ein anderes Niveau verlangt, als in gesprochenen. Auch hat man hier mehr Zeit, seinen Satz zu strukturieren. Dies alles färbt dann auch auf die „schnelle“ mündliche Kommunikation ab.
Es ist gut möglich, dass all diese Argumente dich voll und ganz von der Wichtigkeit des Schreibens überzeugt haben, aber dein Kind interessieren sie ganz und gar nicht. Darum hier noch ein paar Ideen, wie du deinem Kind das Thema Schrift schmackhaft machen kannst:
Bei all diesen Punkten sollte die Freude am Schreiben im Vordergrund stehen. Die Rechtschreibfehler bleiben bitte erstmal außen vor und werden gesondert in Angriff genommen.
Teil doch in den Kommentaren mit uns, welche Projekte ihr in Angriff genommen habt!
Auf eine sinnvolle Lernzukunft!
Deine Claudia
Hier findest du die anderen Beiträge zur Warum-Reihe:
Warum das Warum so wichtig ist
Warum Mathe?
Was denkst du?