Warum hat mein Kind eigentlich Probleme in der Schule? Diese Frage stellen sich Eltern immer wieder, denn die Antwort auf diese Frage führt gleichzeitig zur effektivsten Methode, um die Probleme zu bekämpfen. Leider wird Eltern viel zu häufig eingeredet, ihr Kind müsste nur mehr machen und sie werden auf Nachhilfe verwiesen. Dort werfen sie dann jahrelang das Geld zum Fenster hinaus, nur um gar kein Ergebnis zu sehen oder sich mit viel Streit und Stress irgendwie durchzukämpfen.
Bei mir läuft das Training allerdings erst einmal ganz anders ab. Womit das Kind Probleme hat, sehe ich ja schnell, jetzt beginnt allerdings die Dedektivarbeit der Suche nach dem „Warum“.
Darum möchte ich dich hier mit auf meine Reise durch die vier Bereiche führen, die das Lernen beeinflussen. Nach jedem Abschnitt gebe ich dir Hinweise, wo du am besten Hilfe für diesen Problembereich finden kannst.
Jedes Kind befindet sich auf seiner ganz individuellen Position in seiner Persönlichkeitsentwicklung. Und diese herauszufinden ist wohl die schwierigste, aber auch wichtigste Aufgabe meiner Arbeit. Lies dir hierzu bitte die Seite über mein Lernsystem durch. Ich muss wissen, ob der Schüler/die Schülerin bereits die Phase Sinn erreicht hat und welche Motivationsform vorliegt.
Hier halte ich auch meine Augen offen, ob andere (eventuell sogar schwerwiegende) psychologische Probleme vorliegen und verweise dann natürlich auf entsprechende Experten.
Dieser Punkt kann ganz offensichtlich sein, z.B bei auffälligen Schwierigkeiten im Bereich des Sehens und Hörens. Allerdings können gerade jüngere Kinder diese Probleme oft nicht definieren, bzw. erkennen gar nicht, dass da etwas nicht stimmt. Schließlich hören/sehen sie ja jeden Tag auf diese Weise und kennen es gar nicht anders.
Auch chronische gesundheitliche Beeinträchtigungen wie Asthma oder Stoffwechselerkrankungen haben einen großen Einfluss auf das Lernen, auch wenn man diese Verbindung im ersten Moment nicht herstellt.
Und dann haben wir noch die ganz große körperliche Komponente der Gehirnfunktion. Diese beeinflusst natürlich direkt das Lernen.
Hier besteht die Möglichkeit eines angeborenen Problems bzw. einer frühen negativen Beeinflussung der Gehirnentwicklung. Dieses Problem fällt dann direkt bei Schuleintritt (oder auch früher) auf und wird dann meist als Lernstörung diagnostiziert wird. Auch AD(H)S fällt unter diese Kategorie.
Manchmal können die Verschaltungen im Gehirn aber auch kurfristig „spinnen“. Dieses Phänomen stellt sich zum Beispiel gerne in der Pubertät ein, legt sich dann aber auch wieder von alleine. Man braucht dann nur ein wenig Geduld und gute Nerven und muss die Herangehensweise anpassen.
Bei beiden Varianten solltest du dich mit den Konzepten sensorische Integration und exekutive Funktionen auseinandersetzen. (Hier ein Beitrag zum Thema sensorische Integration)
Die Ursachen für die Probleme direkt beim Kind zu suchen ist sehr beliebt. Allerdings darf man nicht vergessen, dass sich jedes Kind in Wechselwirkung mit seiner Umwelt entwickelt. Daher versuche ich immer möglichst viel über das Leben meiner Schüler zu erfahren.
Welche Stimmung herrscht in der Familie, welche kulturellen Werte werden gelebt? Hat das Kind einen großen Freundeskreis und wie sind dort die Interessen verteilt? Wie fühlt es sich in der Schule/der Klasse/ bei der Lehrkraft? Hat es die Möglichkeit Hilfe zu bekommen?
Und ähnliche Fragen solltest du dir auch als Elternteil stellen. Was sind meine Erwartungen? Stimmt der Lernstil meines Kindes mit dem Unterrichtsstil des Lehrers überein? Habe ich ein gutes Verhältinis zu den Lehrkräften?
Hier solltest du vor allem aufmerksam werden, wenn die Probleme ganz plötzlich auftreten und dir dann überlegen, welche Veränderungen stattgefunden haben.
Dieser Punkt ist eigentlich recht selbstverständlich und wird meistens einfach als Ursache angenommen. Er bedeutet, dass das Problem wirklich nur im Lernstoff bzw. im Umgang mit dem Lernstoff liegt.
Hier habe ich relativ leichtes Spiel. Geht es um das Verstehen des Stoffs, so muss ich diesen nur noch einmal in kleineren Schritten oder auf eine andere Art erklären.
Bei ungünstigen Lerntechniken muss ich diese herausfinden und durch passendere ersetzen.
Du siehst, dass also nur Punkt 4 einen Schwerpunkt beim Lernfach selbst hat. Alles andere sind umliegende Faktoren und die Lernprobleme sind ein nachfolgendes Problem. Hier werden die Ergebnisse bei einfacher Nachhilfe nicht sehr zufriedenstellend sein.
Jedes Kind ist ganz individuell und bringt seine eigenen Geschichte mit. Wichtig ist daher, sich jedesmal ein umfassendes Bild zu machen. Meist findet man aus jedem Bereich ein paar Faktoren, die einen Einfluss auf das aktuelle Problem haben. Dann gilt es herauszufinden, welcher Bereich den Hauptbeitrag leistet.
Dieser Prozess ist und bleibt Dedektivarbeit und auch nach jahrelanger Arbeit kann ich dir sagen, dass es nicht einfach ist, den Ursachen auf die Spur zu kommen.
Und welcher Bereich ist jetzt der wichtigste?
Ich persönlich habe mich für diese Abfolge entschieden:
Bei Veränderungen der kognitiven Bahnen (bei Lernstörungen zum Beispiel) muss täglich gearbeitet werden, sonst bringt es nichts. Ist dies durch die Familienstruktur nicht möglich, muss erstmal daran gearbeitet werden. Wenn der Schüler/die Schülerin aber überhaupt nicht mitarbeiten möchte, dann helfen auch ideale äußere Voraussetzungen nicht.
Erstelle eine Lernlandkarte für dein Kind, indem du dir über alle vier Bereiche Gedanken machst. Welche Probleme treten auf? Wurde gerade bei den körperlichen Ursachen alles untersucht?
Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Dedektivarbeit.
Auf eine sinnvolle Lernzukunft,
Deine Claudia.
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