Wie Langeweile zur Phase Sinn führt

Wie Langeweile zur Phase Sinn führt

Wenn du eine Lernreise nach meinem System gestartet hast, wirst du irgendwann an den Punkt kommen, an dem du dein Kind dabei unterstützen willst, in die Phase Sinn einzutreten.

Aber wie sollst du das anstellen? Schließlich hängt diese Phase extrem von der Entwicklung der Identität deines Kindes ab und diese kann man bekanntlich nur bedingt beeinflussen.

Es wird dich sehr freuen, wenn ich dir dann heute sage, dass das beste was du erstmal machen kannst, Folgendes ist: Lass dein Kind Tagträumen! Das funktioniert am besten bei Langeweile und Routineaufgaben. Aber wie kann jetzt Tagträumen dabei helfen, dass dein Kind seinen Platz in der Welt findet und motiviert lernt?

Um deine Verwirrung aufzulösen, darf ich dir heute das Default Mode Network des Gehirns vorstellen.

Was ist das Default Mode Network (DMN)?

Das DMN ist der Ruhezustand des Gehirns. Dieser schaltet sich immer ein, wenn es gerade keine zielgerichtete Aufgabe hat. Er ist aktiv beim Tagträumen, Erledigen von Routineaufgaben oder beim Schmieden von Zukunftsplänen. Beziehungsweise sind diese Äktivitäten das Ergebnis, wenn wir nichts tun.

Lass dich aber nicht von dem Wort Ruhe täuschen. In diesem Zustand sind sehr viele Hirnregionen aktiv und es braucht dabei fast die selbe Energie, wie bei einem zielgerichteten Prozess. Das Gehirn wechselt also nur von einem aktiven Zustand in einen anderen. Kurz könnte man sagen, der Input wechselt sich mit innerem Sortieren ab. Das DMN koordiniert und ordnet also die Gehirnaktivitäten. Man könnte sagen, es macht aus Tönen Musik.

Sogar beim Schlafen und in Narkose ist dieser Zustand aktiv. Nur Meditation scheint ihn ausschalten (oder zumindest beeinflussen) zu können.

Noch steckt die Forschung über diesen Zustand in den Kinderschuhen, aber es werden immer neue, spannende Entdeckungen gemacht. So werden Krankheiten wie Alzheimer, Depression und Schizophrenie mit Fehlern im DMN in Verbindung gebracht.

Ist Tagträumen nicht eigentlich schlecht?

Vor allem wenn du ein AD(H)S Kind hast, wirst du Tagträumen eher als Problem als eine positive Eigenschaft sehen. Da will ich dir auch gar nicht widersprechen. Nach aktueller Forschungslage ist bei AD(H)S das DMN nicht im Gleichgewicht. Leider kann ich dir aktuell dazu keine genaueren Hintergründe liefern, aber mein Interesse ist geweckt und ich bleibe dran! Daher ist der Tipp, das DMN öfter zum Einsatz kommen zu lassen für dein Kind eventuell nicht geeignet.

In allen anderen Fällen sollte das negative Stigma der Faulheit über Bord geworfen werden. Das Gehirn braucht den Wechsel zwischen den beiden Zuständen um unsere eigentliche Superpower (das Bewusstsein und die fast grenzenlose Lernfähigkeit) zu entfalten. Leider wird Kindern (und auch uns Erwachsenen) immer seltener die Chance gegeben, diesen Zustand zu erreichen. Routineaufgaben lagern wir aus (alles muss effektiv sein!) und einfach mal Pause machen geht ja gar nicht. Und kommt dein Kind eigentlich noch mit Langeweile klar? Kann es einfach mal wegträumen? Oder hat es schon eine „Sucht“ nach dauernder Beschäftigung? Gehe dann am besten mit guten Beispiel und in kleinen Schritten vor. Legt euch einfach mal zusammen in die Sonne. Imitiert die innere Unterhaltung mit einer echten Unterhaltung (über die Zukunft oder einfach nur verrückte Ideen).

Die vier großen Aufgaben des DMN

Zum Schluss möchte ich dir noch dir vier großen Bereiche näher bringen, für die das DMN zuständig ist.

  • Divergentes Denken: Altes Wissen neu verknüpfen. Hier entsteht Kreativität und das Gefühl, dass das Gelernte zu einem Gesamtbild gehört und nicht nur ein losgelöster Brocken Wissen ist. Dieser Prozess braucht seine Zeit. Darum sind Lernpausen so wichtig! Wenn nur Wissen aufsaugen am laufenden Band angesagt ist, kommt das DMN mit koordinieren nicht mehr mit. Das Lernen erscheint also sinnlos.
  • Perspektivenübernahme und Metakognition: Ähnlich wie beim Lesen spielt dein Kind im DMN verschiedene Szenarien durch. Dabei werden auch andere Meinungen und Ansichten „anprobiert“ und das eigenen Verhalten und Denken reflektiert.
  • Identitäts-und Persönlichkeitsbildung: Erfahrungen werden koordiniert und zu einer stimmigen Geschichte zusammengefügt. Diese wird dann auf die Zukunft projiziert. So entsteht ein Bild vom Selbst.
  • Bewusstsein: Die letzten Punkte führen zur Spitze der geistigen Leistung unseres Gehirns: Dem Bewusstsein über die eigene Existenz in Zeit und Raum. Dies spielt sich ab, indem Vergangenheit und Zukunftsvisionen zu einem stimmigen Bild verbunden werden.

Warum hilft das DMN in der Phase Sinn?

In der Phase Sinn soll dein Kind Zukunftspläne entwerfen, sie umsetzen und dabei über sich selbst und seine Lernmethoden reflektieren. Dies geht nur, wenn die oben genannten Bereiche stimmig ausgeprägt sind. Wenn dein Kind nicht weiß, wer es ist und was es will, dann kann es auch nicht planen und einen Sinn in seinen Tätigkeiten sehen.

Viel Spaß beim Tagträumen!

Auf eine sinnvolle Lernzukunft!

Deine Claudia

PS: Mit diesem Beitrag läute ich eine kleine Winterpause ein. Im Februar wird dich dieser Blog dann mit einer neuen Struktur überraschen. Komm gut in das neue Jahr und ich freue mich darauf, dich hier wieder begrüßen zu dürfen!

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